Die „umfassendste Umgestaltung der Deutschen Bank“ hatte die neue Führung von Deutschlands größtem Geldhaus vergangene Woche anlässlich der Präsentation der Geschäftszahlen verheißen. Ein Element des „tiefgreifenden Kulturwandels“ den Anshu Jain und Jürgen Fitschen dem Branchenprimus verordnet haben, soll die deutliche Reduktion der Boni für die Investmentbanker und Händler sein. Diese Prämien mit ihren fatalen Fehlanreizen werden für die kapital- und imagevernichtenden Exzesse der letzten Jahre verantwortlich gemacht. Hehre Ziele, schöne Worte: Aber wie lassen sich die Herren an Taten messen?
Die Bank, die 2012 mit einem Gewinn von gerade einmal 665 Millionen Euro nach Steuern beschloss, obwohl ein Vorsteuergewinn von 10 Milliarden Euro avisiert worden war (!), hat für dieses abgelaufene Jahr einen Bonus-Pool von sage und schreibe 3,2 Milliarden Euro angelegt. Die Obergrenze pro Kopf für sofortige Prämien wurde nicht etwa gesenkt, sondern gegenüber 2011 um 100.000 Euro angehoben. Und das im Rückblick auf ein viertes Quartal, das im Investmentbereich eine halbe Milliarde Euro Verlust auswies!
Ist der propagierte Kurswechsel also nur ein Lippenbekenntnis? Was soll man davon halten, wenn ein in der Londoner City sozialisierter Vorstand den Kehraus nun so widersprüchlich betreibt? Ein Mann, dessen Bezüge in seinen 20 Jahren in der Deutschen Bank einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag ausmachen sollen? Hier liegt die Deutung nahe, dass in dem heute zunehmend angelsächsisch dominierten Institut eine Selbstbedienungsmentalität mit einer völlig überzogenen Erwartungshaltung an Saläre grassiert.
Dabei ist es ja nicht so, dass die Bank ihren Eigentümern in den letzten zehn, fünfzehn Jahren, in denen das Investmentbanking so massiv an Bedeutung zugenommen hat, große Freude bereitet hätte: der Aktienkurs hat in dieser langfristigen Perspektive durchaus für Enttäuschung gesorgt. Eine Investition in die Papiere warf nicht einmal eine Sparbuchrendite ab, von dem deutlich höherem Risiko ganz zu schweigen.
Ein glaubwürdiger Neuanfang sieht also anders aus. In ihrer bislang wichtigsten Pressekonferenz hätte die neue Doppelspitze ein ganz anderes deutliches Zeichen setzen können. Diese Chance wurde vertan.
Johann Oettinger M.A.