Google, Facebook, Twitter und Co.: Das World Wide Web und die „sozialen Medien“ verändern nicht nur den gesellschaftlichen Alltag und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch der Journalismus ist vom digitalen Fortschritt betroffen. Und dabei spielen die genannten Internetkonzerne eine entscheidende Rolle. Im globalen Zeitalter sollen Informationen überall und jederzeit verfügbar sein – und das quasi in Echtzeit. Die traditionellen (Print-)Medien geraten demgegenüber ins Hintertreffen. Wer abends die Tagesschau sieht oder beim Frühstück die Zeitung liest, erfährt kaum noch wirklich Neues. Dank der Allgegenwärtigkeit newsorientierter Websites, Facebook, Twitter und Blogs sowie der Möglichkeit, diese sofort per Smartphone abzurufen, sind einem die Meldungen vom Tage oft schon bekannt.
Werden die traditionellen Medien also überhaupt noch benötigt? Oder ist die Aufgabe der Informationsverbreitung ins Netz abgewandert? In der Tat, dieser Punkt ändert sich. Diesbezüglich verlieren die klassischen Medien ihr früheres Privileg. Aber guter Journalismus ist natürlich viel mehr als nur News. Er bietet verlässliche Orientierung im Dickicht der Nachrichtenfülle. Kann die „Twitter-Kultur“ dies auch? Wohl kaum. Wer ständig alles (vermeintlich) Wichtige aufnehmen will, dem bleibt keine Zeit für kritische Reflexion. Wo nur Interesse an 140 Zeichen besteht, ist kein Platz für eine tiefgründige Befassung mit den Dingen.
An dieser Stelle kommen die traditionellen (Print-)Medien wieder ins Spiel. Denn selbst wenn die neuen Medien zu der von Internet-Euphorikern postulierten „Demokratisierung der Informationsverbreitung“ führen, da jeder Neuigkeiten an jeden weitergeben kann, ist es unverändert der Job von Journalisten, Relevantes von Irrrelevanten zu unterscheiden und als „Filter“ die wirklich wichtigen Ereignisse zu recherchieren und ihre Ursachen und Hintergründe aufzudecken. Insofern überrascht es nicht, dass eine aktuelle Studie des amerikanischen „Pew Research Center“ bestätigt, dass die echten Inhalte immer noch meist in den klassischen Medien publiziert werden.
Vom „Ende des Journalismus“, das gerne vorausgesagt wird, ist also noch lange nicht zu sprechen. Auch die sich wandelnde Medienlandschaft braucht weiterhin professionelle Berichterstatter. Diese müssen allerdings das ebenfalls veränderte Mediennutzungsverhalten beachten. In Zeiten, in denen sich die Leser ihre Erstinformationen als User vornehmlich online besorgen, müssen Zeitung, Zeitschrift und Fernsehen tiefergehende, detailreichere Analysen der Geschehnisse bieten. Das Internet kann die traditionellen Medien in diesem Sinne nicht ersetzen. Es sollte sie vielmehr ergänzen.
Dirk Lichte M.A.