Kunden im „Private Banking“ dürfen wieder häufiger mit guter bis herausragender Beratungsqualität rechnen. Erfreulich ist auch, dass die Gebühren ab einer Million Euro Anlagevermögen leicht gesunken sind. In diesem Sinne machten die Testkunden bei ihrem zwölften Markttest bessere Erfahrungen als in den letzten Jahren. 35 Institute im deutschsprachigen Raum kristallisierten sich als „empfehlenswert“ heraus. Die „Private Banking Prüfinstanz“ ließ 84 Beratungsgespräche abhalten und wertete 69 schriftlich ausgearbeitete Vermögensstrategien sowie 92 Fragebögen aus. Die Qualität der vorgelegten Portfolios hat der Spezialist für Risikomessung Quanvest aus Bad Homburg analysiert. Da immer mehr Privatanleger effiziente Beratung suchen, haben die Testkunden ihre Wünsche per Mail angemeldet. Sie wollten zuerst ein ausführliches Telefonat führen, um dem Berater ihre Vorstellungen und Ziele mitzuteilen. Erst dann war die Präsentation eines Anlagevorschlags vorgesehen, der anschließend noch einmal von der Bank optimiert werden konnte.
Sieben Häuser haben diese Aufgabenstellung exzellent gelöst. Sie überzeugten mit einem erstklassig strukturierten Beratungsprozess, hervorragendem Service und der Fähigkeit, sich ganz in den Kunden hineinzudenken. Zu diesen Top-Anbietern gehören die Bank Gutmann AG und die Walser Privatbank in Österreich, die DZ Privatbank und die Deka Bank in Luxemburg, die Raiffeisen Privatbank in Liechtenstein sowie das „Family Office“
Feri Trust und die Baden-Württembergische Bank in Deutschland. Die höchste Punktzahl erreichte die Bank Gutmann. Sie bot zusammen mit der Neuen Bank in Liechtenstein auch das beste Beratungsgespräch. Die beste Vermögensstrategie schlug die Baden-Württembergische Bank vor, das beste Portfolio erstellte das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim, die höchste Transparenz erreichte die SEB Private Banking in Luxemburg. In der Langfristwertung der „Ewigen Bestenliste“ setzte sich die Feri Trust GmbH an die Spitze.
In Deutschland wurden 38 Adressen von verdeckt auftretenden Testern aufgesucht. 15 Banken und unabhängige Vermögensverwalter gehören zu den empfehlenswerten Vermögensmanagern im deutschsprachigen Raum. Generell gilt, dass die Beratungskultur in Deutschland zugenommen hat und dass die Lösungsvorschläge wieder individueller ausgearbeitet werden. Allerdings sind die Renditeprognosen angesichts der Niedrigzinspolitik der Notenbanken deutlich gefallen. Dafür haben die deutschen Anbieter ihre Depots gut gegen Krisen gesichert. Gleichwohl unterschieden sich die Anlagevorschläge deutlich. Aktien wurden als Renditebringer favorisiert. Anlagen in Hedgefonds oder in Edelmetallen galten als weniger attraktiv. Passive Produkte (ETF) waren auf dem Vormarsch.
In der Schweiz suchten die verdeckt auftretenden Tester 22 Anbieter auf, wobei lediglich die Bank Julius Bär als „uneingeschränkt empfehlenswert“ agierte. Allgemein entstand der Eindruck, dass viele Adressen die neuen Beratungsstandards im „Wealth Management“ erstaunlicherweise immer noch nicht verinnerlicht haben, während in Österreich im „Private Banking“ teilweise ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis anzutreffen ist. Dabei ist das Leistungsspektrum international breit gefächert. Die guten Adressen in Luxemburg fallen positiv durch ihre umfassende Betrachtung der Kundenbedürfnisse auf, weit über die eigentliche Geldanlage hinaus. Ebenso beeindruckte die Fähigkeit einzelner Häuser im Fürstentum Liechtenstein, wo aktuell gleich sechs empfehlenswerte Banken sitzen, sich präzise in die Kundensituation hineinzudenken und Lösungen anzubieten.
Auch in der Organisation der Kundenbetreuung zeigten sich erfreuliche Entwicklungen. So ging die Anzahl der Kunden je Berater im Durchschnitt zurück. Außerdem sinken die Gebühren im Trend. Die durchschnittliche „All-in-Fee“, also die Honorare für die Vermögensverwaltung, Transaktionskosten und „Kick backs“, liegt über alle deutschsprachigen Länder hinweg bei 1,25 %, wobei die Schweiz darüber lag. Bestandspflegeprovisionen werden immer häufiger voll an Kunden durchgereicht.
Allerdings sind nach wie vor auch kritische Punkte festzuhalten. So trauen sich viele Adressen im Markt nicht, sich einem direkten langfristigen Vergleich der von ihnen erzielten Performance zu stellen. Darüber hinaus haben zu viele Häuser zudem von Niederlassung zu Niederlassung immer noch große Qualitätsdifferenzen.
Ralf Vielhaber, Verlagsleiter Verlag FUCHSBRIEFE, Dr. Hans Fuchs GmbH, Berlin
Redaktion FUCHSBRIEFE (Hg.): »Fuchs-Report: Tops 2015. Wo der Kunde König ist. Vermögensmanagement im Test«
Berlin 2014 | Verlag FUCHSBRIEFE | 104 S. | 94,00 €
ISBN 978-3-943124-37-8